Polizeipräsident Gregor Lange zum Verkehrsbericht 2020.
Wachsende Raserszene und mehr Fahrradunfälle
Die Zahl der Verkehrsunfälle ist im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Dortmund im Jahr 2020 deutlich gesunken. Die Gesamtzahl der Unfälle in Dortmund und Lünen sowie auf den Autobahnen im Zuständigkeitsbereich ist um 21,7 % von 39.765 auf 31.118 gefallen und hat damit den niedrigsten Stand der letzten fünf Jahre erreicht.
PP Dortmund

Auch die Zahl der Verunglückten sank auf einen langjährigen Tiefststand: Die Polizei verzeichnete einen Rückgang um 17,9 % von 4136 auf 3395; die wenigsten Verunglückten innerhalb der letzten 14 Jahre.

Die genaue Aufschlüsselung der Zahlen zu den Stadtgebieten Dortmund und Lünen sowie zu den Bundesautobahnen im Zuständigkeitsbereich der Polizei Dortmund können sie dem Verkehrsunfallbericht auf der Homepage des PP Dortmund entnehmen. Besonders erfreulich ist, dass der Rückgang sich auch bei den verunglückten Kindern und Jugendlichen wiederfindet (Kinder -17,3 % / Jugendliche -18.3 %).

Weniger erfreulich ist, dass es auch im letzten Jahr Verkehrstote zu beklagen gab. Im Bereich der Stadt Dortmund kamen sechs Menschen ums Leben, 12 Verkehrstote wurden auf den Bundesautobahnen registriert. Tödliche Verkehrsunfälle gab es in Lünen hingegen keinen. Eine sehr erfreuliche Entwicklung für alle Lünerinnen und Lüner!

Polizeipräsident Gregor Lange: "Das Ergebnis kann sich sehen lassen."

Der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange kommentierte diese aktuelle Entwicklung so: "Der deutliche Rückgang der Unfallzahlen und insbesondere der deutliche Rückgang bei der Anzahl der Verunglückten erfreut mich sehr. Jeder Verkehrsunfall bringt körperliche, gesundheitliche und materielle Schäden mit sich und die aktuelle Entwicklung geht daher genau in die richtige Richtung: Nach unten! Natürlich gehen wir davon aus, dass gerade der erste pandemiebedingte Lockdown im Frühjahr 2020 und die damit einher gehende nachlassende Verkehrsdichte auch zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Trotz der Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie und der Mehrbelastung der Polizei, haben wir unvermindert unsere Maßnahmen gegen die Hauptunfallursachen vorangetrieben. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen."

Während die Unfallzahlen in fast allen Bereich sinken, steigen die Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Fahrrädern. Im Stadtgebiet Dortmund verunglückten 416 Menschen auf dem Rad. Das sind 35 mehr als im letzten Jahr (+9,2 %).

Unfallrisiken für Radfahrerinnen und Radfahrer steigen

Diese abweichende Entwicklung lässt sich unter anderem damit erklären, dass sich in Zeiten von Pandemie und Kontakt- sowie Reisebeschränkungen deutlich mehr Menschen auf das Fahrrad gesetzt haben. Fahrradhändler meldeten im letzten Jahr Rekordverkäufe, was zur deutlichen höheren Frequenz von Fahrrädern und insbesondere von Pedelecs im Straßenverkehr und speziell auf Radwegen geführt hat. Einerseits eine sehr erfreuliche Entwicklung, andererseits steigen die Unfallrisiken für Radfahrerinnen und Radfahrer, was zu neuen Schwerpunkten bei der Dortmunder Polizei führt.

Die Polizei setzt weiterhin auf altersgerechte Prävention vom Kind bis zum Senior, um das Radfahren sicherer zu machen. Gerade das Thema Pedelec, welches von immer mehr Seniorinnen und Senioren genutzt wird, dabei jedoch mit mehr Gewicht bis zu 25 km/h Unterstützung bietet, macht die steigenden Gefahren deutlich. Training, Training, Training ist ein Hilfsmittel und in jedem Fall ist ein Helm zu empfehlen. Und noch einen Tipp für Pedelec-Fahrer: Auch das Fahren mit deutlich geringerer Geschwindigkeit als 25 km/h macht Spaß! Es muss nicht immer das Maximum sein. Auch hier gilt die Faustformel: Je schneller ich unterwegs bin, umso höher ist die Unfallgefahr!

Digitalisierung unserer Präventionsangebote im Lockdown

Glücklicherweise waren Kinder als Fahrradfahrende nicht von diesem Negativtrend betroffen. Die Dortmunder Polizei hatte gerade im letzten Jahr der geschlossenen Schulen und Kindergärten das Problem, keinen direkten Verkehrsunterricht bzw. keine direkte Verkehrserziehung durchführen zu können. Die Idee, beides zu digitalisieren, konnte sehr schnell in die Tat umgesetzt werden.

Die Verkehrssicherheitsberater und die Verkehrspuppenbühne der Polizei Dortmund verwandelten sich kurzfristig in Video-Stars. Mehrere Videos zum Thema Radfahren und zum richtigen Verhalten im Straßenverkehr wurden produziert und in den sozialen Medien sowie auf der Homepage der Dortmunder Polizei veröffentlicht.

Für den Dortmunder Polizeipräsident eine tolle und richtungsweisende Idee: "Wenn wir nicht zu den Kindern können, dann laden wir sie digital zu uns ein. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verkehrsprävention und der Puppenbühne waren sofort begeistert und haben viele Kinder und Eltern im Netz erreicht. Das sind die Besonderheiten während einer Ausnahmesituation wie dieser Pandemie; die aber auch zeigen, dass man mit Kreativität neue Wege beschreiten kann!"

Langer Atem gegen die Raserszene: "Eine gefährliche Entwicklung, die nicht geduldet werden kann."

Fehlende Freizeitmöglichkeiten im letzten Jahr haben leider auch dazu geführt, das verbotene Kraftfahrzeugrennen und die dazugehörige illegale Raser- und Tuningszene am Dortmunder "Wall" noch einmal deutlichen Zuwachs erlangen konnte. Die Dortmunder Polizei geht seit Jahren konsequent nahezu jedes Wochenende gegen Raser im öffentlichen Straßenverkehr vor. Das war auch 2020 der Fall. Dabei gilt es insbesondere, schwere und im schlimmsten Fall tödliche Verkehrsunfälle zu verhindern.

Aber auch die szenetypischen Begleiterscheinungen wie Hupkonzerte, aufheulende Motoren oder lautstarke Auspuffanlagen machen den Anwohnerinnen und Anwohnern in der Dortmunder Innenstadt zu schaffen. In Zeiten des LockDowns entwickelte sich der Innenstadt Wallring und andere Bereiche in Dortmund zu einer neuen Art der "Dating-Plattform. Das Fahren im Wall wird im Zusammenspiel mit den sozialen Medien als Kontaktbörse missbraucht. Die daraus resultierenden Gespräche werden teilweise unmittelbar auf der Straße zwischen den Fahrzeugen geführt, was teilweise zu erheblichen Verkehrsbehinderungen und Gefahrenstellen nach sich zieht. Der Verkehrsraum wird als Erlebnisraum umfunktioniert. Eine gefährliche Entwicklung, die von Polizei und Stadt Dortmund nicht geduldet werden kann.

Bauliche und verkehrslenkende Maßnahmen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr

Zusammen mit der Stadt ging die Polizei Dortmund im vergangenen Jahr mit einer Null Toleranz Strategie gegen diese Raser und Poser Szene vor. Regelmäßige, teilweise wöchentliche, gemeinsame Schwerpunkteinsätze sind ein Baustein zur Bekämpfung dieser gefährlichen Erscheinung. Im aktuell laufenden Jahr hat die Dortmunder Polizei ihre Maßnahmen noch einmal deutlich erhöht. Die Bekämpfung verbotener Kraftfahrzeugrennen und der szenetypischen Begleiterscheinungen ist zum behördenstrategischen Ziel erklärt worden. Mehr Personal, mehr Einsätze und veränderte Konzepte gegen Raser, so reagiert die Dortmunder Polizei auf aktuelle Entwicklungen.

Gemeinsam mit der Stadt Dortmund werden bauliche und verkehrslenkende Maßnahmen wie z.B. künstliche Fahrbahnverengungen, Sperrung von Parkplätzen und Fahrstreifen sowie ein vor kurzem eingerichtetes Tempolimit von 30 km/h geplant und umgesetzt.

"Das respektlose Verhalten von Menschen, die mit ihrer Fahrweise nicht nur sich, sondern auch andere gefährden, können wir als Polizei nicht tolerieren. Rasen und illegale Autorennen gehören nicht in den öffentlichen Verkehrsraum und können von einer Sekunde auf die andere Menschenleben auslöschen. Wir haben unsere Maßnahmen im Jahr 2021 noch einmal deutlich erhöht und werden weiterhin einen langen Atem haben!" betont der Leiter der Direktion Verkehr Ralf Ziegler das konsequente Vorgehen der Polizei Dortmund.

Link zur Verkehrsunfallstatistik

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110