Zitattafel PKS 2022
Polizeiliche Kriminalstatistik 2022 in Dortmund
Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger,

es ist wieder soweit. Es ist Februar. Und wie in jedem Jahr ist es für uns als Polizeibehörde Zeit auf das Vorjahr zu blicken. Polizeiliche
Kriminalitätsstatistik nennt sich bei uns dieser Jahresrückblick. Eine wichtige Aufgabe. Denn indem wir mit unseren Augen auf die vergangenen zwölf Monate schauen, geben wir den Menschen, die in unserem Zuständigkeitsbereich leben, einen Eindruck davon, wie sicher ihre Stadt ist. Einen neutralen, auf statistisch valide ausgewerteten Zahlen basierenden Eindruck.

Nach zwei Jahren, die pandemiebedingt durch Einschränkungen und natürlich auch Ängste geprägt waren, haben wir 2022 wieder am öffentlichen Leben teilnehmen können. Wir haben uns wieder mit anderen Menschen getroffen. Wir haben unsere Freizeit wieder auf Konzerten und Festivals verbracht statt zuhause, konnten ohne Einschränkungen durch Geschäfte und über Märkte bummeln, sind zurückgekehrt in Freizeiteinrichtungen jeglicher Art, durften wieder Restaurants, Bars und Clubs besuchen. Aus dem Homeoffice sind wir zurückgekehrt in die Büros.

Ich bin froh, dass wir uns wieder ohne Einschränkungen bewegen können. Andererseits ist mir leider auch bewusst, dass dies nicht nur für die unbescholtenen Bürgerinnen und Bürger in Dortmund und Lünen gilt.

Auch Kriminelle nutzen wieder verstärkt die Gelegenheiten des öffentlichen Lebens für die Begehung von Straftaten. Denn: Mehr öffentliches Leben heißt auch: mehr Menschenmengen, mehr potenzielle „Opfer“. Außerdem heißt es: weniger Anwesenheit zuhause - und dadurch mehr Gelegenheiten für Wohnungseinbrüche.

Von Anfang an haben wir gesehen: Die Besonderheiten der Pandemie verzerren die Aussagekraft der jährlichen Kriminalstatistik. Aus diesem Grund richtet sich unser Augenmerk in diesem Jahr nun nicht nur auf den Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum, sondern auch auf den mit den Zahlen im Jahr 2019. Dem Jahr vor der Pandemie - als es noch keine Lockdowns und geschlossenen Geschäfte gab.

Was sind also die Ergebnisse? Die Gesamtkriminalität der Stadt Dortmund erhöht sich im Vergleich zum Vorjahr von 55.206 auf 62.761 angezeigte Straftaten. Dies entspricht einer Steigerung von 13,69 Prozent Damit befindet sich der Wert in etwa wieder auf dem Niveau der Zeit vor der Pandemie. Denn verglichen mit dem Jahr 2019 können wir eine Steigerung um nur 1,7 Prozent erkennen. Dabei konnten wir, wie in den vergangenen Jahren auch, mehr als die Hälfte dieser Straftaten aufklären (ca. 55 Prozent). Rückblickend auf die letzten zehn Jahre, in denen wir im Jahr 2012 noch 80.851 Straftaten zu verzeichnen hatten, schreiben wir für das Jahr 2022 die zweitniedrigste Zahl, wenn wir die Corona-Jahre (2020 und 2021) ausblenden. Somit geht die Tendenz weiterhin in Richtung sinkender Fallzahlen.

Betrachten wir die einzelnen Delikte, die Ihr Sicherheitsgefühl in besonderem Maße beeinflussen, erkennen wir unterschiedliche Entwicklungen. In genau diesen Bereichen haben wir auch unsere Schwerpunkte gesetzt:

Die Taten im Bereich der Gewaltkriminalität stiegen um rund 30 Prozent auf 2.912. Hier befinden wir uns mit einer Steigerung von 11,5 Prozent auch über dem Niveau der Taten aus dem Jahr 2019.

Eine ähnlich hohe Steigerung mit 13,45 Prozent auf 13.728 Fallzahlen erkennen wir für den Bereich der Straßenkriminalität. Dies war für uns allerdings ein erwartbarer Anstieg, da mit dem Wegfall der einschränkenden Maßnahmen auch das Leben auf der Straße wieder aufblühte. Insgesamt gesehen befinden wir uns jedoch mit einer Steigerung von 0,4 Prozent auf dem Niveau von 2019.

Ein besonders belastendes Delikt für das Sicherheitsgefühl der Dortmunderinnen und Dortmunder ist der Straßenraub. Hier verzeichnen wir eine Steigerung von rund 44 Prozent auf 361 Taten. Dies sind zehn Taten mehr als wir im Jahr 2019 in Dortmund hatten (Steigerung von 2,8 Prozent).

Ein weiterer Deliktsbereich, der direkten Einfluss auf unser Sicherheitsempfinden hat, ist der der Wohnungseinbrüche. Trotz einer Steigerung um 42,14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, sinken die Fallzahlen im Vergleich zum Jahr 2019 um rund 9 Prozent auf 1.076 Taten. Wir haben diesen zunehmenden Trend bereits im Laufe des Jahres erkannt und mit Präventionsarbeit durch unsere Kolleginnen und Kollegen der Kriminalprävention darauf reagiert.

Abgesehen von der Gewaltkriminalität, befinden wir uns zusammengefasst also bei all diesen die Bevölkerung stark verunsichernden Delikten in etwa auf dem Niveau vor der Pandemie.

Wir konnten im Laufe des Jahres jedoch ein erhöhtes Aggressionspotenzial, insbesondere auch bei jüngeren Menschen, feststellen. Auf diese Feststellungen und die damit einhergehende Steigerung der Fallzahlen im Bereich der Gewaltkriminalität sind wir daher frühzeitig aufmerksam geworden, sodass wir adäquate Maßnahmen einleiten konnten. So habe ich unter anderem strategische Fahndungen in der Innenstadt und der Nordstadt angeordnet, wir haben die temporäre Videobeobachtung auf der Kampstraße installiert und zahlreiche Schwerpunkteinsätze durchgeführt.

Trotz der zahlreichen und auch erfolgsversprechenden Maßnahmen werden wir diese Entwicklungen weiterhin genau beobachten. Unser Bestreben muss es sein und ist es, mit guter und engagierter Polizeiarbeit und der Hilfe der Dortmunder Bürgerinnen und Bürger für noch mehr Sicherheit zu sorgen.

Das Thema Engagement spiegelt sich auch in einem Deliktsbereich wider, in dem die Steigerung der Fallzahlen gleichzeitig erschreckend ist, aber auch als Nachweis für unsere gute Ermittlungsarbeit dient. Im Bereich der Sexualdelikte erkennen wir im Vergleich zum Vorjahr einen leichten Rückgang der Fallzahlen um 0,73 Prozent auf 1.082 Straftaten. Verglichen jedoch mit den Zahlen aus dem Jahr 2019 sehen wir eine Steigerung von 42,9 Prozent.

Einen Großteil dieser Fallzahlen machen die Straftaten im Bereich der Herstellung und Verbreitung sowie des Erwerbes und Besitzes von Kinderpornografie aus. Hier ist die Zahl der Straftaten von 53 (2019) auf 246 angestiegen.

So fassungslos mich diese Zahlen machen, so froh bin ich, dass es uns durch eine intensive Ermittlungsarbeit in diesem Deliktsfeld gelingt, immer mehr Taten - und auch Netzwerke hinter diesen Taten - aufzuklären, die diejenigen betreffen, die sich oft nicht selbst schützen können: unsere Kinder. Seit September 2019 greift in meiner Behörde das neu entwickelte Maßnahmenkonzept im Kampf gegen Kinderpornographie. Die personelle Verstärkung und Schwerpunktsetzung bedeutet: mehr Durchsuchungen, mehr Funde von Datenträgern, mehr Daten und somit auch mehr Ermittlungsansätze und mehr Strafverfahren. Das bestätigt uns die heute veröffentlichte Statistik.

Auf den folgenden Seiten haben Sie nun die Gelegenheit, sich all diese Zahlen und Entwicklungen noch einmal detailliert anzusehen. Mittlerweile sind die pandemiebedingten Beschränkungen, die unsere Betrachtung zu einer besonderen gemacht haben, vollständig aufgehoben. Auch Polizeiarbeit - vor allem nah an den Menschen - ist wieder uneingeschränkt möglich. Motiviert geht es für uns also daran, an guten Nachrichten für die nächste Ausgabe dieser Polizeilichen Kriminalstatistik zu arbeiten.

 

Ihr

Polizeipräsident Gregor Lange

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110