Polizeinotruf in dringenden Fällen: 110

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Nachtstreife auf der Partymeile Punta Villena in Magaluf
Einen Monat auf Streife in den Touristenhochburgen Paguéra und Magaluf
Polizeikommissarin Sabrina Semrau erlebt an der Seite der Guardia Civil Mallorca ganz anders als deutsche Urlauber.
LAFP NRW / Sabrina Semrau

Im Rahmen des Projektes "Europäische Kommissariate" durfte ich im September 2017 für einen Monat in Spanien meinen Dienst zusammen mit der Guardia Civil auf Mallorca in Calviá versehen. Am Anreisetag wurde ich von den Kollegen meiner zukünftigen Dienststelle am Flughafen in Palma de Mallorca abgeholt. Im Anschluss fuhren wir auf die Wache in Calviá, wo ich den Wachleiter kennenlernte sowie meinen Dienstplan für den Monat erhielt. 

 

Ablauf des täglichen Dienstes 

Mein Dienstplan bestand aus Früh-, Spät- sowie Nachtdiensten. Vorgeplant waren jede Woche fünf Arbeitstage à acht Stunden. Im täglichen Dienst ging ich überwiegend mit den Kollegen auf Streife und stand deutschen Touristen bei Problemen, Fragen und der Anzeigenaufnahme helfend zur Seite. Der Arbeitsalltag bestand aus der Wahrnehmung erteilter Einsätze durch die Leitstelle sowie Präsenzstreifen an Touristenorten und der Anzeigenaufnahme. 

Der Streifendienst wurde zusammen mit den Kollegen der Guardia Civil in Doppel- oder Dreierstreifen durchgeführt. Für mich war es bereits das dritte Mal, dass ich an diesem Projekt teilnehmen durfte. Dadurch ergaben sich vielfach Vorteile. So waren mir die Arbeitsweise der Guardia Civil, ihre Struktur sowie einige Kollegen bereits bekannt. Ich konnte somit ohne große Eingewöhnungsphase direkt mit der Arbeit starten. Dies empfand ich, wie auch die Kollegen als sehr angenehm und für die Arbeit von Vorteil.

Da ich den Dienst in meiner deutschen Uniform versah, konnten die deutschen Touristen direkt erkennen, dass es sich um eine gemischte Streife der spanischen sowie deutschen Polizei handelte. Viele Deutsche suchten das Gespräch mit mir, um sich über das Projekt "Europäische Kommissariate" zu informieren. Weiterhin fragten viele Urlauber zum Beispiel nach dem Weg zu einem bestimmten Ort oder zum nächsten Arzt. 

Auch bei der Anzeigenaufnahme konnte ich den spanischen Kollegen häufig behilflich sein. So kam es des Öfteren vor, dass deutsche Urlauber ein Diebstahls- oder Sachbeschädigungsdelikt zur Anzeige bringen wollten. Wurde beispielsweise ein Portemonnaie mit den Ausweispapieren gestohlen, stellte ich den Kontakt mit dem deutschen Konsulat in Palma her und erklärte den Urlaubern, wie sie an ein vorläufiges Ausweisdokument gelangen können. 

 

Einsatz auf der Partymeile

Im Rahmen meines Dienstes wurde ich zu verschiedenen Einsätzen  gerufen, wie beispielsweise etwa zu Streitigkeiten, Schlägereien, Diebstahlsdelikten, Nachbarschaftsstreitigkeiten, Häusliche Gewalt, Hilfeersuchen etc. 

Im Nachtdienst wurde vermehrt Präsenzstreife auf der Partymeile "Punta Villena" gelaufen. Hier kommt es oft zu Auseinandersetzungen zwischen den Feiernden. Auffällig ist, dass aufgrund der zurückliegenden Attentate - wie unter anderem in Barcelona - sämtliche Zufahrten zu dieser Partymeile mit Betonblöcken sowie Streifenwagen gesperrt wurden. So kann zumindest das Einfahren mit einem Kraftfahrzeug verhindert werden. Zudem haben die Bars und Diskotheken zusätzliches Sicherheitspersonal eingestellt, welches darauf achten soll, dass niemand mit Rucksäcken ungesehen die Lokalität betritt. Die Streifenwagenbesatzungen auf dieser Meile führten zudem grundsätzlich immer eine Maschinenpistole mit. 

Im Bereich der Touristenhochburg um Magaluf gab es jeden Tag viele Einsatze zu denen wir gerufen wurden. Von Raub bis hin zur Körperverletzung, insbesondere durch alkoholisierte Personen, kam es täglich zu vielen Einsatzsituationen. Im Nachtdienst wurden wir so unter anderem zu einer Schlägerei zwischen Jugendlichen, einem Raubdelikt und einem Unfall in Magaluf gerufen. Platzverweise für die Partyregion in Magaluf wurden von uns regelmäßig gegen betrunkene, pöbelnde Jugendliche ausgesprochen. Darunter befanden sich oft auch deutsche Urlauber.

Neben mir war auch ein Kollege der französischen Polizei (Gendarmerie) auf der Wache in Calviá eingesetzt. Mit diesem versah ich unter anderem auch einige Dienste zusammen in den Touristenbereichen wie Paguéra und Magaluf. 

So liefen wir Streife auf dem belebten Boulevard in Paguera, einer Einkaufsstraße, und bestreiften den dort zweimal wöchentlich stattfindenden Markt. Hier wurden wir stets präventiv tätig, indem wir die Urlauber darauf hinwiesen, besonders vorsichtig mit ihren Wertgegenständen umzugehen. Leider werden insbesondere ältere Urlauber oft Opfer von Diebesbanden, die diese beispielsweise ablenken und dann bestehlen. 

 

Gemeinsamer Kampf gegen den Terror 

In diesem Jahr habe ich im Verhältnis zu den vergangenen zwei Jahren deutlich gemerkt, dass das Thema Terror auch in Spanien einen festen Bestandteil im dienstlichen Alltag eingenommen hat. Das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung und der Touristen war merklich beeinträchtigt. So wurde ich des Öfteren gefragt, ob ich auf Grund der Terrorgefahr meinen Dienst in Spanien versehen würde.

Die spanischen Kollegen gehen nun noch besser vorbereitet in den Dienst und sind sehr wachsam in Situationen, die ein Gefahrenpotential bergen. So wurden wir unter anderem zu einer Fundsache gerufen. Passanten meldeten einen herrenlosen Rucksack in der Einkaufsstraße in Magaluf. Umgehend wurde beim Verlassen des Funkstreifenwagens die Maschinenpistole mitgenommen und der Inhalt des Rucksacks wurde mit besonderer Vorsicht in Augenschein genommen. Auch vor jedem Dienstbeginn wurden beispielsweise die Unterböden der Funkstreifenwagen mittels Spiegel nach Manipulationen oder Sprengstoffvorrichtungen abgesucht. 

Nun könnte man zu dem Ergebnis kommen, ob das nicht übervorsichtig sei. Jedoch kam es ja bereits in der Vergangenheit öfters auch schon zu Sachbeschädigungen an Funkstreifenwagen in Deutschland. Auf mich wirkte die Arbeit der spanischen Kollegen auch unter dem Aspekt der Eigensicherung sehr professionell. In der derzeitigen Lage ist vermehrt mit Anschlägen auch auf Sicherheitskräfte zu rechnen. Das Absuchen der Funkstreifenwagen beispielsweise dauert nur fünf Minuten, kann aber über Leben und Tot entscheiden. 

 

Die Polizeiwache in Calviá

Insgesamt arbeiten 130 Polizistinnen und Polizisten auf der Wache in Calviá. Im Früh-, Spät­ und Nachtdienst sind drei Streifenwagenbesatzungen im Dienst und für die Orte Calviá - Son Bugadelles, Paguéra, Santa Ponca, Magaluf, Palmanova, Costa de la Calma, llletas, Port d'Andraxt, Port Portals, Port Adriano und Camp de Mar zuständig. Magaluf und Santa Ponca sind in diesem Wachbereich die einsatzbelastetsten Orte. 

Die Wache in Calviá umfasst folgende Dienststellen:

  • Einsatz im Streifendienst, im Wachgeschäft und einer separaten Anzeigenaufnahme,
  • Ziviler Einsatztrupp,
  • Sachbearbeitung für Häusliche Gewalt.

 

Fazit

Alles in allem kann ich aus meiner Tätigkeit der drei Jahre für die „Europäischen Kommissariate“ sagen, dass dieses Projekt immer besser ausgebaut wird und sowohl für die spanische als auch die deutsche Polizei viele Vorteile mit sich bringt. Während des Streifendienstes kann man sich mit den Kollegen über die jeweiligen Arbeitsweisen austauschen und lernt so neue oder andere Vorgehensweisen kennen. Beispielsweise waren die Kollegen sehr überrascht, als ich Ihnen gegenüber angab, dass wir keine uns zugewiesene Individualnummer in die Anzeigentexte schreiben, wie sie es tun, sondern unseren Nachnamen mit Dienstgrad. 

Für die spanischen Kollegen stellt die Entsendung deutscher Polizeivollzugsbeamtinnen und Polizeivollzugsbeamter eine erhebliche Arbeitserleichterung dar, da so Kommunikationsprobleme umgangen werden können. Besonders in den Fällen, in denen wir Platzverweise gegen betrunkene, pöbelnde deutsche Urlauber in der Partyregion in Magaluf aussprechen mussten. Ich denke, dass die gegenseitige polizeiliche Unterstützung in Europa produktiv ist, um die Kontakte von Polizeiorganisationen aus verschiedenen Ländern herzustellen und auszuweiten. 

Das Projekt "Europäische Kommissariate" wird von den deutschen Urlaubern sehr gut angenommen und sorgt ebenfalls dafür, dass ein positives Bild der deutschen Polizei auch in Spanien entsteht. 

Ich blicke auf einen interessanten, arbeitsreichen Monat zurück, in dem ich sowohl persönlich als auch dienstlich tolle Erfahrungen sammeln konnte. Besonders bestärkend für mich war die durchweg positive Rückmeldung der deutschen Urlauber, welche meine Arbeit stets würdigten und mir das Gefühl gaben, ihnen helfen zu können. Dies bestärkte mich sehr in meiner polizeilichen Arbeit. 

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110