In unserer Behörde nimmt sie schwere Verkehrsunfälle bei der Ermittlungsgruppe Verkehr auf und unterstützt Kolleginnen und Kollegen als soziale Ansprechpartnerin. Im Januar ging es für sie auf in ein ganz neues Abenteuer. Ihre Erfahrungen hat sie für uns zusammengefasst:
„Ich bin seit über drei Jahrzehnten Polizistin und habe schon oft mit dem Gedanken gespielt, mich für einen Auslandseinsatz in Spanien zur Verfügung zu stellen. Dienst am ‚Ballermann‘ schien nicht das Richtige zu sein. Im November 2021 habe ich dann zufällig auf der Intranetseite des Innenministeriums (IM) gesehen, dass spanisch sprechende deutsche Kollegen für einen Austausch gesucht werden, um auf den Jakobsweg für Sicherheit und Opferschutz zu sorgen. Nachdem ich mich mit dem IM in Verbindung gesetzt habe wusste ich, das ist genau das Richtige für mich!
Nach einem Bewerbungsgespräch beim IM NRW und einem Telefonat mit dem Polizeiattaché des spanischen Konsulates in Berlin war klar: Ich darf nach Pamplona fliegen!
Das Reisen im Flugzeug mit Uniform und Waffe mit Munition im Koffer war die erste wirklich große Herausforderung in Sachen Planung. Nach dem Flug über Madrid trafen wir auf sehr hilfsbereite und ambitionierte Kollegen der Policia Nacional.
Vornehmlich war ich gemeinsam mit einem Kollegen aus dem Streifendienst in Köln zur Unterstützung auf den Streifengängen eingeplant. Wir besuchten aber auch einige Grenzposten, um hier bei den Kontrollen zu helfen. Für das Projekt „Protejemos el camino“, Sicherheit auf dem Jakobsweg, welches erst 2019 ins Leben gerufen wurde, waren wir die Ersten europäischen Beamten, die unterstützen durften. Das war wirklich eine Ehre.
Dementsprechend groß war auch das Medieninteresse: Wir wurden auf unseren Streifengängen vom Fernsehsender Navarra TV begleitet, gaben mit dem Innenminister von Navarra eine Pressekonferenz und standen TV, Radio und Printmedien Rede und Antwort. In der Tagespresse und den 20 Uhr Nachrichten wurde ausgiebig von uns und unserem Aufenthalt in Navarra berichtet.
Die Bürger von Pamplona sprachen uns bei unseren Fußstreifen an und befürworteten ausdrücklich unseren Austausch. Es ist sowohl ihnen als auch den Kollegen anzumerken, dass die terroristischen Anschläge der ETA Spuren hinterlassen haben. Viele haben Freunde und Kollegen dabei verloren.
Opferschutz leisteten wir bei einem deutschen Touristen, dessen Brieftasche bei einem Trickdiebstahl entwendet wurde. Er war offensichtlich sehr glücklich, mit deutschen Polizisten in Pamplona Kontakt zu haben.
Zusammenfassend kann ich ganz klar sagen, dass es mit die aufregendste Woche in meinem Polizeileben war, vielleicht sogar in meinem Leben. Und das soll was heißen!
Ich durfte Europa leben, das Projekt und dessen Entstehung kennenlernen. Ich habe die Freundlichkeit und Lockerheit der Spanier auch in der Polizei erlebt und wurde darin bestätigt, dass Spanien, die Mentalität, die Kultur, die Art zu Leben und zu genießen zu meinem Leben gehören.
Nordspanien unterscheidet sich vom mir bekannten Osten, steht dem aber in nichts nach. Vielleicht besuche ich tatsächlich das Stiertreiben und lasse auf mich wirken, warum es weltbekannt und von den Nordspaniern so geliebt ist.
Wer weiß - vielleicht darf ich das Stiertreiben ja auch nochmal in Uniform begleiten?! Danke an meine Behörde, dass ich an diesem Austausch teilnehmen durfte. Danke an das IM NRW, dass ich ausgewählt wurde! Danke an meine Kollegen Patrick aus Köln - wir haben uns prächtig ergänzt!“