Nach meiner ersten Verwendung im Rahmen der ausländischen Kommissariate im Jahr 2018 an der Seite der Guardia Civil in Javea, habe ich mich erneut für einen Einsatz im Rahmen des Programms „Europäische Kommissariate“ beworben. Die Comisaria der Policía Nacional in Puerto de la Cruz auf der Kanareninsel Teneriffa hatte um Unterstützung gebeten.
Am Tag nach der Anreise wurde ich in Santa Cruz, eine der zwei Hauptstädte der kanarischen Inseln, dem Polizeichef der Insel Teneriffa vorgestellt. Er bedankte sich dafür, dass sich Kollegen aus Deutschland bereit erklären, im Rahmen dieses Programms die Policía Nacional zu unterstützen. Es läge ihm viel daran, das Sicherheitsgefühl unter den deutschen Touristen zu stärken. Die uniformierte Präsenz im Streifendienst in den touristischen Metropolen und die Unterstützung bei der Strafverfolgung im Rahmen der Anzeigenaufnahmen, wenn deutschsprachige Besucher Opfer von Straftaten geworden sind, seien zentrale Aufgaben für die Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland.
Bereits bei der Rückkehr nach Puerto de la Cruz konnte ich die spanischen Kollegen unterstützen. In den Räumen der Policía Nacional wartete bereits ein Paar aus Deutschland, welches Opfer eines Diebstahls geworden ist und weder der spanischen noch der englischen Sprache mächtig war.
Ich stieß während der Anzeigenaufnahme dazu, stellte mich vor und belehrte die Anzeigenden entsprechend der spanischen Vorschriften. Die geschädigten Touristen aus der Nähe von Usedom waren beide über 80 Jahre alt und aufgrund der Sprachbarriere der Verzweiflung nahe. Am Tag ihres Abflugs wurden ihre Geldbörsen samt aller Ausweisdokumente und Zahlungsmittel gestohlen.
„Sie schickt der Himmel!“ hatten beide, den Tränen nahe, von sich gegeben, als die Anzeigenaufnahme beendet war. Ich erklärte ihnen, dass einer Rückreise nichts im Wege stehe und sie mit den nun ausgestellten Dokumenten die Heimreise antreten könnten.
In den kommenden Wochen kam es widerholt zu derartigen Fällen.
Der Umgang mit Opfern von Straftaten durch die Polizei ist in Spanien ein anderer als bei uns in Nordrhein-Westfalen. Hilfsangebote und Betreuung durch die Polizei in Spanien existieren praktisch nicht.
Neben Diebstahlsdelikten, Familienstreitigkeiten und Ruhestörungen gehörten auch die Todesfallermittlungen im ersten Angriff zu den Einsätzen, an denen ich teilnehmen durfte. Kurios empfand ich den Diebstahl von ca. 1200 kg Avocados von einer Plantage. Die in Jutesäcken bereitgestellte Tatbeute konnte von den Kollegen sichergestellt werden. Man teilte mir dann mit, dass es sich um das „grüne Gold“ der Insel handelt. Hier werden die Avocados zurzeit zu einem Preis zwischen neun und zwölf Euro pro Kilogramm gehandelt. Das sei ein ziemlich hoher Preis für diese Frucht und weckt dadurch auch Begehrlichkeiten im kriminellen Sektor.
Im Laufe des Einsatzes durfte ich an einer Veranstaltungsreihe für weiterführende Schulen teilnehmen. Diese Veranstaltungen werden für Personalwerbung für die Policía Nacional genutzt. Für kurze Zeit war ich dort auch Repräsentant der Policía Nacional und im regen Austausch mit den Schülern, die im kommenden Sommer die Schule verlassen und sich an diesem Tag innerhalb der Schule bei verschiedenen Arbeitgebern und Institutionen kundig machen konnten, um etwaige Berufswünsche konkretisieren zu können.
Außerdem führte ich gemeinsam mit der Policía Local Verkehrskontrollen durch, die für den Straßenverkehr innerhalb des Bezirks zuständig sind. Die anwesende Policía Nacional nahm gemäß eigenem Aufgabenbereich, Kontrollen mit Blick auf Drogen und Waffen vor.
Vom Vorstand der Hotelvereinigung und den Leitern der Policía Local, der Policía Nacional sowie der Guardia Civil wurde ich zum vierteljährlich stattfindenden gemeinsamen Treffen eingeladen. Themen waren allgemeine Dinge hinsichtlich Veranstaltungslagen und auch die Stärkung des Sicherheitsgefühls bei den ausländischen Touristen.
Insgesamt habe ich viele neue Erfahrungen machen dürfen und denke, dass dieses Programm der „Europäische Kommissariate“ ein deutlicher Zugewinn für die deutschen Urlauberinnen und Urlauber ist. Anhand der durchweg positiven Rückmeldungen und Gespräche mit den Deutschen vor Ort wurde deutlich, dass das Sicherheitsgefühl durch die Anwesenheit eines Deutschen Polizeibeamten gestärkt werden konnte.